Gebäudehülle: dicht ist Pflicht!

Blower Door Test

In unserem Blogbeitrag Innenausbau Teil 2 sind wir kurz auf das Thema Luftdichtigkeit des Hauses und die Messung per Blower-Door-Test eingegangen. Hier nun unser Ratgeber zu diesem wichtigen Thema, bei dem es auch um Anlagen zur kontrollierten Wohnraumlüftung geht.

Heizenergie sparen

Fertighäuser bieten eine ausgezeichnete bis weit überdurchschnittliche Wärmedämmung. Damit sich diese in der Praxis voll bewähren kann, muss die Gebäudehülle sehr dicht sein. Denn durch jede auch noch so kleine Fuge geht wertvolle Heizenergie verloren; beispielsweise würde schon eine einen Millimeter breite und einen Meter lange Fuge entlang des Fensterrahmens den Dämmwert der gesamten Wand um bis zu 65 Prozent verringern! Ähnlich drastisch wirken sich Risse zwischen Putzfassade und Dachsparren oder Schäden in der obligatorischen Luftdichtigkeitsebene in Dach und Wänden aus.

Die EnEV gibt´s vor

Die Vorschriften der Energieeinsparverordnung (EnEV) sollen Neubauten vor Bauschäden und unnötigen Heizenergieverlusten bewahren. Darin heißt es, dass die gesamte Gebäudehülle entsprechend dem Stand der Technik dauerhaft abzudichten ist. Das bedeutet einerseits, dass jeder Haushersteller dazu verpflichtet ist, eine luftdichte Gebäudehülle zu erstellen. Andererseits habt Ihr als Bauherren damit einen eindeutigen Rechtsanspruch auf ein dichtes Haus.

Gefährliche Lecks

Wenn es im Haus „zieht“ ist das unangenehm. Außerdem drohen bei schadhaften Dach- oder Wandflächen, gerade auch bei Holzhäusern in Leichtbauweise, schwere Bauschäden. Denn dann kann Wasserdampf aus der Raumluft an Kältepunkten der Außenbauteile kondensieren oder sogar in die Konstruktion eindringen. Zu den Folgen von Feuchtigkeit gehören Fäulnis und Schimmelpilzbildung mit gefährlichen Sporen.

Fertighaus hält dicht

Dementsprechend viel tun die Fertighaushersteller hinsichtlich Konstruktion und Bauausführung. Eine ausgezeichnete Voraussetzung für eine dichte Gebäudehülle bildet dabei die qualitätsgeprüfte Vorfertigung der Bauteile in den Werkshallen. Denn hier werden die erdachten Lösungen bis ins Detail in reproduzierbaren Fertigungsabläufen umgesetzt; beispielsweise wenn Tür- und Fensterrahmen mit sauberen „Anschlüssen“ gleich komplett in die Wand eingebaut werden, wenn man die Außenwände sorgfältig verputzt oder komplette Deckenelemente vorfertigt.

„Synergietechnik“ nennt zum Beispiel das Unternehmen Schwörer-Haus ein ganzes Paket an Maßnahmen für eine luftdichte Außenhülle im Zusammenspiel mit der obligatorischen Lüftungsanlage. Diese reichen von einer durchgängigen Folie in den Außenbauteilen bis hin zu speziellen Kabeldurchführungen.

Die atmende Wand

Damit in diesem Zusammenhang jedoch kein falscher Eindruck entsteht: Auch dichte Bauteile können dampfdiffusionsoffen sein; eine Eigenschaft, die oft mit dem irreführenden Begriff der „atmenden Wand“ beschrieben wird. Das ist Unsinn. Denn bei der „Atmungsaktivität“ geht es allein um Dampfdiffusionsvorgänge. Diese spielen sich im Bereich der ersten Zentimeter einer Wand ab, also zum Beispiel in einer Holz-, Gipskarton- oder Putzschicht. Sind die Oberflächen offenporig, können sie bei erhöhter Luftfeuchtigkeit Wasserdampf aufnehmen und bei sinkender Raumluftfeuchte wieder abgeben. Diese Pufferfähigkeit sorgt für ein ausgeglichenes Raumklima. Einzelne Fertighaushersteller verweisen auf durchgängig dampfdiffusionsoffene Außenwände. Selbstverständlich müssen auch diese durch geeignete Maßnahmen luft- bzw. winddicht ausgeführt werden.

Kontrollierte Wohnraumlüftung

Weil die Häuser also weitestgehend luftdicht sind, findet ein „natürlicher“ Luftaustausch kaum mehr statt. Damit bieten sich Anlagen zur kontrollierten Wohnraumlüftung an, wie sie in Fertighäusern immer häufiger eingesetzt werden; KfW-Effizienzhäuser 55 und 40 funktionieren praktisch nicht ohne Lüftungssystem.

So bekommen die Bewohner stets frische, auf Wunsch auch vorher gefilterte Luft ins Haus. Üblicherweise arbeiten die Anlagen mit Wärmerückgewinnung, die zusätzlich wertvolle Heizenergie spart.

Guter Luftaustausch

Im Grunde funktioniert die automatische Lüftung ganz einfach: In Küche, Bad und WC wird die verbrauchte Raumluft abgezogen, in die Wohn- und Schlafräume strömt frische Außenluft nach. Wer die Fenster gerne von Hand öffnen möchte, kann das selbstverständlich nach wie vor tun – nur geht dabei in der kalten Jahreszeit eben Heizwärme verloren. Die Abluft- und Zuluftöffnungen befinden sich an Decken und/oder Wänden. Wir haben uns für formschönere Lüftungsschlitze entschieden.

Lüftungsschlitze

Das Maß der Dichtigkeit

Die automatische Lüftung kann nur dann richtig arbeiten, wenn das Haus dicht ist. Aus diesem Grund ist eine Messung und Bestätigung der Luftdichtigkeit unabdingbar. Vorgaben darüber, wie „dicht“ ein Haus sein muss, macht die DIN 4108. Danach dürfen Gebäude mit automatischer Wohnraumlüftung eine Luftwechselrate von 1,5 nicht überschreiten. Bautechnisch ist sogar mehr machbar, sodass sich Werte unter 1,0 erzielen lassen.

Blower-Door-Test

Gemessen wird das mit einem Blower-Door-Test. Tatsächlich handelt es sich bei so einer Messung auf der Baustelle um eine relativ bescheidene Maßnahme. In aller Regel installiert der Fachmann dabei ein kalibriertes Gebläse (Blower) im Haustürrahmen (Door) und erzeugt damit einen Druckunterschied zwischen außen und innen. Zum natürlichen Druckausgleich strömt dann Luft durch undichte Stellen nach, die sich mit einem Anemometer aufspüren lassen. So spürt man bereits im Rohbaustadium mögliche Leckagen in der Haushülle, beziehungsweise belegt die Qualität des Baukörpers.

Renommierte Fertighausfirmen führen eine oder zwei Messungen aus. Das sollte im Hausfestpreis enthalten sein. Das Ergebnis der Prüfung solltet Ihr Euch schriftlich geben lassen.