Also wir können nicht verstehen, dass grade mal eine Handvoll Schwörer-Bauherren pro Jahr die Möglichkeit nutzen, die Produktion ihres Fertighauses live mitzuerleben. Denn es war großartig zu sehen, wie die Vorfertigung der Bauteile im Werk vor sich geht. Und ganz ehrlich: Am liebsten hätten wir unsere Wände eingepackt und gleich mitgenommen.
Das industrielle Bauen
Monatelang hatten wir unser Haus auf Papier betrachtet. Grundrisse, Ansichten und Renderings von vier Seiten. Das alles ist nichts im Verglich zur Begutachtung der Wand-, und Deckenelemente im Maßstab 1:1. Unterwegs über die verschneite Schwäbische Alb konnten wir es kaum erwarten. Um 9 Uhr morgens fuhren wir bei Schwörer-Haus in Hohenstein-Oberstetten aufs Gelände. Das Schild „Reserviert für Familie Weimper“ hielt uns einen persönlichen Parkplatz frei. Und beim Reingehen hieß uns eine elektronische Anzeigetafel „Herzlich Willkommen“! Was für ein Start in die faszinierende Welt des industriellen Bauens.
Die große Fertigungshalle
Vorschriftsmäßig behelmt und erwartungsvoll folgen wir Produktionsleiter Bernhard Hepp bei 6 Grad minus in die große Fertigungshalle – und treten mit klammen Fingern und beschlagenen Brillen ein. Warm und trocken ist es hier, und aus dem Radio tönt SWR4. Nahezu geräuschlos bewegen sich liegende Wände durch die Fertigungslinien, und an riesigen Portalkränen schweben schwere Lasten an uns vorüber. Die Handwerker an ihren Arbeitsplätzen dämmen, tackern und hämmern, und während wir auf die erste unserer Hauswände zusteuern, kreuzen Leute zu Fuß, auf dem Fahrrad und mit fast geräuschlosen Elektro-Gabelstaplern unseren Weg.
Südwand am Haken
Da hängt sie! Auf den ersten Blick erkennen wir die an Ketten befestigte Südwand unseres Hauses. Wow, ist die lang! Ein Zwölf-Meter-Bauteil komplett beplankt, mit fix und fertig eingebauten Schiebetüren, Fenster und Simsen. Zwei Schwörer-Jungs spachteln eben die Stöße der Gipskartonplatten tapezierfertig. Eine halbe Stunde später wird die Außenseite verputzt werden.
Online-Produktion im Qualitätsprozess
Hausbau unterm Hallendach. Eine Supersache. Die Hauselemente werden bei Schwörer auf fünf computergesteuerten Fertigungslinien vorgefertigt. Entsprechend der Bauteile heißen sie Wand-, Sonderwand-, Giebel-, Decken- und Dach-Linie.
Für einen optimierten Materialfluss vom Start auf der sogenannten Abbundanlage für die Holzbearbeitung bis zur Verladung der Teile auf Tieflader sorgen Leitrechner. Bei den einzelnen Arbeitsschritten arbeiten diese mit Konstruktionsdaten gefütterten CAD-Arbeitsmaschinen und Roboter sozusagen Hand in Hand mit den Fachleuten. So wird zum Beispiel die Innendämmung der Wände computerunterstützt zugeschnitten und dann sorgfältig von Hand in die „Gefache“ der mehrschichtig aufgebauten Holzständerwände eingelegt.
Perfekt!
Die ganze Zeit fotografieren wir, was das Zeug hält. Jetzt müssen wir unbedingt ein Video drehen. Denn vor uns wird gerade eine Außenwand unseres Hauses verputzt. Wahnsinn! Während frostige Kälte und Schnee die Baustellen in den Neubaugebieten lahm legen, sprüht hier ein Mann geschützt vor Wind und Wetter den Spritzputz auf. Man kann es kaum glauben: In sechs Minuten ist die Wand fertig! Und das in perfekter Qualität.
Qualitätssicherung
Über das Thema Qualität sprechen wir mit Thomas Böhm. Er ist der Herr des Produktionsleitstandes. Erst kürzlich seien die Leute von der RAL-Zertifizierung da gewesen, erzählt er. Neben dem internen Qualitätssicherungsprozess unterzieht sich Schwörer-Haus als Mitglied der Qualitätsgemeinschaft Deutscher Fertigbau (QDF) einer halbjährlichen externen Prüfung; das gilt für die Fertigung und die Montage der Häuser, und wenn die hohen Anforderungen erfüllt werden, gibt es dafür die beiden offiziellen RAL-Gütezeichen. Auf diese Weise lässt sich eine gleichbleibend hohe, reproduzierbare Gebäudequalität erzielen, sodass jedes Schwörer-Haus die gleichen Standards erfüllt, ob es nun in Flensburg oder Garmisch-Partenkirchen aufgebaut wird.
Überall die 39185
Noch einmal treffen wir unsere Südwand. Leitstand-Chef Böhm, der immer genau weiß, wo welche Bauteile gerade sind, führt uns dazu zum Heizregister, wo die frisch verputzte Wand zum Trocknen hängt. Das dauert etwa acht Stunden. Die Wand trägt die Beschriftung 39185. Unsere Zahl des Tages. Denn die „39185“ ist die Nummer unseres Bauvorhabens, und wir finden sie in der Halle an den unterschiedlichsten Stellen auf Wänden, Giebelwänden, Deckenelementen usw. Und sie fällt uns inzwischen auch an Gitterboxen ins Auge, sowie in dem Bereich, wo zig Kleinteile für unser Haus kommissioniert stehen.
Logistische Meisterleistung
„Schau mal, dieser Carport ist unserer.“ Hier, das ist die Firstpfette.“ Wir kommen uns vor, wie in einem Live-Suchspiel und sind beeindruckt davon, wie alle Einzelteile für unser Haus, so groß oder klein sie auch sein mögen, auf am Ende des Tages den Weg in den richtigen Container beziehungsweise auf den richtigen Tieflader finden. Eine logistische Meisterleistung.
Eine Woche Arbeit
Rund 1.300 Menschen arbeiten hier am Standort Oberstetten zusammen, damit am Ende komplett vorgefertigte Häuser das Werk verlassen können. Die reine Fertigungszeit für ein Haus dauert einige Stunden, doch weil die Arbeiten so unterschiedlich und der ganze Prozess so komplex sind, ist jedes Kundenhaus ungefähr eine Woche in Arbeit. Dabei werden gleichzeitig immer mehrere Häuser produziert, womit Schwörer aktuell auf mehrere Hundert Häuser pro Jahr kommt.
Alles fertig vorbereitet
Und wieder die 39185! Diesmal auf einer Installationswand fürs Gästebad. Sie steht als Beispiel für den hohen Vorfertigungsgrad: Denn sie ist nicht nur fertig beplankt, sondern auch bereits versehen mit allen nötigen Elektro- und Sanitärvorinstallationen.
Wie Weihnachten
Heute ist Dienstag, am Donnerstag ist das Haus verladen. Und montags drauf wird es montiert. Wie gesagt, wir hätten es am liebsten schon heute mitgenommen. Der Produktionsbesuch hat die Vorfreude noch deutlich gesteigert, und es geht uns wie Kindern vor Weihnachten: Noch sechs Mal schlafen…! 😉
Der Werksbesuch bei einem Fertighaushersteller ist für Bauherren eine spannende Geschichte und allen Bauinteressierten nur zu empfehlen. Der Blick hinter die Kulissen ist aber nicht nur spannend, sondern auch äußerst informativ. Besonders dann, wenn man wie Familie Weimper, bei der Vorfertigung des eigenen Hauses dabei sein darf.