Besuch Musterhausausstellung: Von Verführungen und Bluffs

Ausstellung Eigenheim und GartenÜber unseren Besuch der Musterhausausstellung Eigenheim & Garten in Fellbach haben wir euch ja schon berichtet. Heute wollen wir euch Anregungen und Tipps zum Besuch solcher Ausstellungen geben. Denn für Bauinteressenten ist eine Fertighausausstellung eine sehr gute Adresse auf dem Weg zum Eigenheim. Hier kann man Häuser anschauen und – wenn man möchte – Kontakte zu Bauberatern knüpfen.

Das wird für diejenigen besonders interessant sein, die sich den Bau eines Fertighauses vorstellen können beziehungsweise sich bereits für diese Bauweise entschieden haben. Die Musterhäuser bieten eine Fülle von Anregungen für die eigene Hausplanung, und über die Bauberater kommt man direkt ins Gespräch mit den einzelnen Herstellern.

20 Ausstellungen bundesweit

Von Villingen-Schwenningen im Süden bis Hannover im Norden, von Köln/Frechen im Westen bis Ottendorf/Dresden im Osten liegen die großen Musterhausausstellungen über die ganze Bundesrepublik verteilt. Rund 20 sind es insgesamt, wobei in den einzelnen jeweils zehn, zwanzig, ja bis zu sechzig/siebzig Musterhäuser (Fellbach/Bad Vilbel) an einem Ort aufgebaut stehen. Allein die 45 Mitgliedsfirmen des Bundesverbandes Deutscher Fertigbau (BDF) zeigen bundesweit über 600 Musterhäuser!

Man findet Häuser von großen, bundesweit agierenden Unternehmen sowie von manch´ kleinerer Firma mit eher regionalem Markt. Allerdings kann einen die Fülle der Häuser bisweilen auch verwirren. Deshalb unser Rat: Nehmt euch ausreichend Zeit oder plant doch gleich mehrere Ausstellungsbesuche.

Durch die Straßen schlendern

So oder so: Der erste Besuch sollte zunächst einen ersten Überblick über die Fertigbaubranche vermitteln. So schlendert man am besten einfach mal durch die Straßen der Ausstellungen, die angelegt sind wie echte Siedlungen; mit ansehnlichen Häusern in gepflegten Vorgärten, oft mit Autostellplatz und nicht selten sogar mit Carport oder Garage neben dem Eigenheim.

Schnell wird sich herausstellen, was einen spontan am ehesten anspricht. Das kann ein kompaktes Einfamilienhaus ohne Schnörkel sein, vielleicht auch der klassische Landhausstil, ein filigraner Holzskelettbau mit viel Glas, ein uriges Blockhaus oder aber ein Haus in futuristischem Design. All das wird in den Ausstellungen real gebaut gezeigt.

Ausstellung Eigenheim und Garten

Von Raumfeeling und Hausprospekten

Dabei findet man Anregungen ohne Ende, im Großen wie im Kleinen. Interessant ist es, erst einmal ein Gefühl für bauliche Dimensionen zu bekommen.

Die Fragen: Wie viel Haus brauchen wir eigentlich? Was sind denn 100 oder 150 Quadratmeter Wohnfläche in echt? Wie viele Geschosse? Wie viele einzelne Zimmer? Welchen Raum bietet ein Dachgeschoss unter flach geneigtem 30-Grad-Dach im Vergleich zu einem 45-Grad-Dach auf erhöhtem Kniestock? Zur Beantwortung reicht der alleinige Blick von außen nicht aus. Man sollte auch in die Häuser reinschauen. Dabei muss man sich nicht gleich in ein tieferes Gespräch mit einem Bauberater einlassen. „Einfach nur umschauen“ sollte erlaubt sein.

Allerdings: Erste aufkommende Fragen werden sich nur zufriedenstellend beantworten lassen, wenn man zum jeweiligen Musterhaus auch konkrete Zahlen beziehungsweise Maßangaben hat. Falls es diese nicht als Prospekt oder sonst wie in schriftlicher Form gibt, kann man den Berater um genaue Auskunft bitten. Denn während der Öffnungszeiten der Ausstellung sollten alle Häuser „besetzt“ sein.

Auf die Qualität achten

Obwohl die Anbieter ihre Musterhäuser immer wieder durch neue Häuser ersetzen, die architektonisch und technisch auf der Höhe der Zeit sind, kann nicht jede Innovation gleich in jedem Musterhaus präsentiert werden. Wie „sauber“ die Arbeiten an den Häusern ausgeführt wurden, kann man dagegen schon sehen, und wie hochwertig die Bauteile sind. Da ist Treppe nicht gleich Treppe und Tür nicht gleich Tür. Auch bei Bodenbelägen sowie Fensterbänken und bis hinauf zu Dachrinnen und der Dacheindeckung gibt es bisweilen deutliche Qualitätsunterschiede. Nehmt diese genau unter die Lupe, denn auch dazu sind die Fertighaus-Ausstellungen da.

Mit Notizbuch, Handy und Rollbandmaß

Bei der Fülle an Informationen können euch zum Vergleichen neben diversen Herstellerunterlagen folgende Utensilien helfen, die im Reisegepäck nicht fehlen sollten: Notizbuch oder Skizzenblock samt Schreibzeug, ein Rollbandmaß mit mindestens drei Metern Länge sowie ein Handy oder Fotoapparat.

Tipp: Lichtet alle Häuser ab, die euch spontan gefallen. Und zwar von allen Seiten. Denn in Prospekten, die es zu den Häusern gibt, wird mitunter nur die Schokoladenseite groß abgebildet. Euer Haus dagegen seht ihr später von allen Seiten.

Nicht bluffen lassen

Doch aufgepasst, lasst euch nicht blenden. Nicht von der Größe der Musterhäuser und nicht von ihrer Ausstattung. In vielen Fällen sind die Häuser in den Ausstellungen ausgesprochen groß dimensioniert, größer jedenfalls als die Durchschnittsfamilie in aller Regel baut. Außerdem sind sie normalerweise sehr gut, bisweilen regelrecht pompös ausgestattet und eingerichtet. Wenn das alles wenig mit den eigenen Vorstellungen und dem Baubudget zu tun hat, kann man diese „Verführungen“ wohl ausblenden.

Schwieriger wird es für den Laien, wenn die Haushersteller tricksen.

Hier ein paar Beispiele, auf die man gefasst sein sollte:

Da steht vielleicht ein runder Esstisch mit 70 Zentimetern Plattendurchmesser. Der ist im Musterhaus zwar hübsch anzusehen, doch für eine vierköpfige Familie einfach zu klein. Oder der Windfang, in dem exakt an der Stelle, wo eigentlich der Treppenabgang sein müsste, ein perfekt eingepasster Schuhschrank steht. Schlimm, wenn ein Kamin- oder Kachelofen im Erdgeschoss-Wohnzimmer steht, doch der zugehörige Schornstein in der Decke endet, damit er im Dachgeschoss den freien Blick nicht verstellt. Dazu kann das Bett unter gefährlich niedriger Dachschräge kommen oder die Schlafzimmerwand, an der ein normal großer Kleiderschrank genau aufs Fenster „stoßen“ würde…

Schallschutzexperimente

Dennoch ist ein klein bisschen Probewohnen angesagt. Vorschlag: Nehmt doch einfach mal im Wohnzimmer Platz, während im Dachgeschoss die Kinder – rein testmäßig – laut streiten. Oder erlebt, wie es sich unten anhört, wenn der Nachwuchs oben – ebenfalls zu Testzwecken – von Zimmer zu Zimmer hüpft. Den Kindern wird´s mächtig Spaß machen und den Eltern sozusagen die Ohren öffnen. (Vielleicht sollte man, um Peinlichkeiten zu vermeiden, das Schallschutzexperiment vorher mit dem Bauberater im Haus absprechen und erst dann starten, wenn gerade keine anderen Interessenten im Haus sind.

Beratung in der Ausstellung oder daheim

Wer ein konkretes, vertiefendes Gespräch mit einem Bauberater ins Auge gefasst hat, kann natürlich vorab einen Termin dafür vereinbaren. Ihr könnt ihn auch zu euch nach Hause einladen. Denn direkt beim Kunden kann der Berater besser dessen Situation und Bedürfnisse erfragen und einschätzen, um danach ein individuelles Hausangebot zu erstellen.

Angebotsvergleich

Zum Thema Angebot noch folgende Gedanken: Natürlich kann es nicht schaden, Vergleichsangebote einzuholen. Wirklich vergleichbar sind solche Angebote allerdings nur dann, wenn ihnen eine ausführliche Bau- und Leistungsbeschreibung beiliegt, die man genauestens studieren muss.

Falls euch in dieser Angebotsrunde ein Berater ohne genaue Kalkulation vorneweg anbietet, „X Prozent“ oder die „Summe X“ unter dem Angebot des Wettbewerbers vom Musterhaus gegenüber zu bleiben, solltet ihr bei aller Freude kritisch bleiben. Denn es gilt: Parallelangebote ja, unfaire Dumping-Aktionen, die am Ende vielleicht sogar mit Qualitätseinbußen bezahlt werden müssen, nein!

 

Hier ein paar Links zu Ausstellungen:

www.fertighauswelt.de
www.unger-park.de
www.musterhauszentrum-mk.de
www.musterhaus-online.de
www.deutsches-fertighaus-center.de
www.fertighaus-ausstellung-offenburg.de
www.hausbaupark.de
www.hausbaucenter-ulm.de

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One thought on “Besuch Musterhausausstellung: Von Verführungen und Bluffs

  • 15. November 2016 at 7:54 pm
    Permalink

    Besonders spannend wird es, wenn man die Unternehmen auf die gesundheitliche Qualität anspricht. Wer prüft die gesundheitliche Qualität? Wann wird geprüft? Was wird konkret geprüft? Wir mein eigenes Haus geprüft, oder „nur“ ein Referenzprojekt? Wo sind die Kriterien genannt? Besteht ein Haftungsanspruch zur gesundheitlichen Qualität? Habe gerade Erfahrungen der besonderen Art gemacht und kann nur jedem Bauherren empfehlen, dass die Kriterien konkert vereinbart werden. Wieviel Lösemittel, Formaldehyd, CO2, Radon, etc. sind in meinem Haus am Schluss zu finden?
    Dann hat man als Bauherr eine Klarheit hierzu.

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