Leseabend: Schiller und Goethe im Wilden Westen

Was für eine Roman-Idee: Goethe wird von seinem Landesfürsten beauftragt, den von den Deutschen gehassten Napoleon daran zu hindern, den möglichen französischen Thronfolger, der die Französische Revolution doch überlebt hat, zu ermorden. Der Weimarer Dichterfürst schnappt sich Kollege Schiller und den reiseerfahrenen Alexander von Humboldt, holt in Frankfurt Bettine Brentano und Achim von Arnim dazu, und schlägt sich mit seinen Kameraden prügelnd und schießend durch gen Westen Richtung Mainz.

 

Ertrinkt unser Schiller?

In der von den Franzosen besetzten Stadt herrscht Wilder Westen! Unter viel Geballer und reichlich Pulverdampf gelingt die Befreiung von Louis-Charles, dem totgeglaubten Sohn des guillotinierten Königs Ludwig XVI – auch mit Hilfe des rauflustigen Draufgängers Heinrich von Kleist, der unterwegs zu den Gefährten stieß. Auf dem Rückweg (eine waghalsige Flucht!) wird weiter heftig geschossen, eine Kutsche samt Brücke gesprengt, und Schiller landet im eiskalten, winterlichen Rhein…

 

Dichter-Action anno 1805

Dichter und Denker als echte Actionheroes anno 1805, die sich blutige Nasen holen, immer mal wieder eins über den Schädel bekommen – und dennoch in Städten und in der Einöde der Wälder allen Gefahren trotzen, ja Spaß haben an wagemutigen Aktionen und weder Tod noch Teufel scheuen.

 

Lesestunde mit Tücken

Leider musste ich meine Lesestunde gestern Abend draußen auf der Terrasse unterbrechen. Regen und Kälte trieben mich rein ins Haus. Und ich setzte mich erstmals im Healthy Home zum Lesen in unsere Bibliothek! Was für ein Genuss, an dem alten Kirschholztisch mit der Leselampe vor den Grange-Bücherschränken zu sitzen und zu schmökern. Der Regen prasselte auf die Dachfenster, es war angenehm warm und dank Lüftungsanlage konnte ich auch drinnen die einströmende frische Abendluft genießen. Ein Traum!

 

Der Erlkönig grüßt

Zurück zum Buch. Der Titel dieser Räuberpistole lautet „Das Erlkönig-Manöver“ (von Autor Robert Löhr, erschienen 2007 bei Piper). Über dessen weiteren Verlauf und Ausgang kann ich noch nichts sagen, im Moment bin ich erst auf Seite 156 von insgesamt 362.

 

Von Lug und Wahrheit

Historisch gesehen ist die ganze Verschwörungsgeschichte natürlich reichlich abwegig (in Wahrheit war Goethe ein Napoleon-Verehrer), doch der Autor macht das wett durch viele feine Zitate und oft spöttische Dialoge bei den Ränkespielen der sechs ungleichen Charaktere untereinander. Schließlich prallen in dem Buch, das ist die interessante Nebengeschichte, die Geisteswelten der Klassik und Romantik wortwitzig aufeinander!