Horror Baukostenexplosion: Warum tut man sich das an?

Bau-Blogger

Also ganz ehrlich Leute, ich weiß nicht, was da so dermaßen schief läuft. Nun bin ich schon 20 Jahre lang in der Hausbaubranche unterwegs, und es ist immer das Gleiche: Jahrein, jahraus höre ich Supergeschichten von Bauherren, die total happy sind mit dem Bau ihres Fertighauses. Sie schwärmen von Planung und Bauablauf, vom Festpreis für ihr Haus und die termingerechte Fertigstellung bis zur Übergabe im bezugsfertigen Zustand. Und auf der anderen Seite bekomme ich immer und immer wieder die Horrorstories vom konventionellen Hausbau mit Architekt und zig Handwerkern zu hören. Die Leute klagen über Megastress, (viel zu) lange Bauzeiten, und darüber, dass während des Bauvorhabens die Kosten ins Kraut schießen. Nicht zuletzt soll ja die Scheidungsrate bei Bau-Ehepaaren ziemlich hoch sein…

 

Schlimmes Umfrageergebnis

Wir wollen hier wirklich nicht mit dem Finger auf andere zeigen, und schon gar nicht hämisch oder besserwisserisch sein. Aber jetzt habe ich dieser Tage wieder die gleiche Geschichte gelesen! In einem Artikel der Zeitschrift Wirtschaftswoche zum Thema Hausbau geht es um eine Umfrage, die besagt, dass drei Viertel aller Bauherren für ihr Haus unterm Strich deutlich mehr bezahlen müssen, als geplant. Und dass jeder zweite Neubau viel länger dauert, als geplant. Was für eine Überraschung.

 

Baukosten explodieren

Folgendes hat die Umfrage, bei der der Baudienstleister Almondia über 1.000 Leute befragt hat, im Detail ergeben: Jedes dritte Eigenheim überschreitet das Budget am Ende bis zu zehn, jedes fünfte bis zu 20 und jedes zehnte sogar bis zu 30 Prozent. Und etwa die Hälfte derjenigen, die einen Neubau planen, kennen offenbar Bauherren, bei denen die Baukosten explodiert sind.

Warum tun die Leute sich das an? Ich kann es nicht fassen, das ist doch zum Haare raufen…

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Achtung Doppelbelastung

Das müsst ihr euch mal vorstellen. Da kostet der Hausbau beispielsweise statt 300.000 Euro nachher tatsächlich 390.000 Euro. Das bedeutet, man muss fast 100.000 Euro teuer nachfinanzieren und kommt unter Umständen über den Betrag hinaus, den man monatlich überhaupt richtig finanzieren kann. Das ist doch der Wahnsinn! Dazu kommt: Die oben erwähnten Verzögerungen können die Kosten ebenfalls nach oben treiben, wenn man beispielsweise die Doppelbelastung aus Mietzahlungen und bereits laufenden Darlehenskosten tragen muss.

 

Warum nicht auf Nummer sicher?

Was ist also los hierzulande?  Warum wählt nur knapp jeder fünfte Bauherr die sichere Variante Fertighausbau „aus einer Hand“ mit Festpreis, festem Termin und Fertigstellungsgarantie?

 

Fertighaus massiv

Ist es die Holzbauweise, die die Leute stört? Abgesehen davon, dass wir den Holzbau dem Nassbau Stein auf Stein bekanntermaßen vorziehen, kann ich folgendes dazu sagen. Es gibt auch Massivhäuser „aus einer Hand“, die in der Abwicklung weitgehend analog zum Fertigbau laufen. Viebrock oder Kern-Haus sind beispielsweise solche Firmen, die das bundesweit anbieten, Hauser Massivbau wäre ein Beispiel für einen Regionalanbieter im Schwabenland.

 

Vorurteil Typenhaus

Oder geht es um die Hausplanung mit dem Freien Architekten? Dazu muss man wissen, dass das alte, wenngleich immer weiter gepflegte, Vorurteil, Fertighäuser seien Häuser von der Stange längst Geschichte ist. Mehr noch: Die Fertighaushersteller bieten nicht nur frei und individuell geplante Häuser, viele Fertighausbauer setzten sogar die Pläne von Freien Architekten für die Bauherrschaft um.

 

Ausbauhaus ist möglich

Vielleicht ist es auch der Irrglaube, Fertighäuser müsste man fertig, sprich schlüssel- oder bezugsfertig bauen? Dem ist nicht so. Bei praktisch allen Fertighäusern bieten die Firmen die Möglichkeit, Eigenleistungen beim Innenausbau zu erbringen. Es gibt sogar Fertighausfirmen wie Living Haus oder Pro Haus, die auf Ausbauhäuser für Eigenleistungswillige spezialisiert sind. Dabei kann man unterschiedlich umfangreiche Muskelhypotheken einbringen. Beispielsweise Kastell Haus, ebenfalls ein regionales, schwäbisches Unternehmen, bietet Massivhäuser in schneller Modulbauweise als „veredelten Rohbau“ zum Selbstausbauen.

 

Bitte schreibt uns 

Den Artikel aus der Wirtschaftswoche könnt ihr hier nachlesen.

Und schreibt uns doch bitte in einem Kommentar, was euch vom Bau eines Fertighauses abhält oder abhalten würde. Uns interessiert eure Meinung wirklich sehr!

12 thoughts on “Horror Baukostenexplosion: Warum tut man sich das an?

  • 16. September 2017 at 10:46 am
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    Gibt vielschichtige Gründe: Verkäufer hat keine Ahnung oder viel schlimmer, er verschweigt Kosten! Oder die Firma nimmt’s nicht so genau. Mit Architekten und Einzelvergabe haben die Bauherren keinerlei Festpreisgarantie!!

    • 19. September 2017 at 3:08 pm
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      Hallo Herr Friese, danke für Ihren Kommentar. Wir haben ihn allerdings wg. Werbung gekürzt. Gleichwohl freuen wir uns natürlich weiterhin auf Ihre Kommentare, die sich mit den Inhalten unserer Blogbeiträge beschäftigen. In diesem Sinne, bis bald!!

  • 16. November 2017 at 1:31 pm
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    Moin!

    Ich muss mich an der Stelle jetzt doch mal einhaken, da mir das hier zum Teil doch etwas zu einseitig geschrieben ist 😉 Wir selbst bauen (falls wir in diesem Jahrhundert noch die Baugenehmigung bekommen) ebenfalls in Mühlacker. Wir haben uns bewusst gegen ein Fertighaus und für die Massivbauweise entschieden.

    Über das Für und Wider möchte an der Stelle gar nicht diskutieren, da das zu nichts führt. Wer ein Fertighaus bauen möchte, findet genug Gründe, die für ein Fertighaus sprechen. Wer ein Haus klassisch „Stein auf Stein“ bauen möchte, findet auch dafür Gründe.

    Ich möchte aber eine Antwort auf diese Frage liefern:

    „Warum wählt nur knapp jeder fünfte Bauherr die sichere Variante Fertighausbau „aus einer Hand“ mit Festpreis, festem Termin und Fertigstellungsgarantie?“

    1. Fertighäuser sind bei gleichen Standards grundsätzlich teurer als vergleichbare Massivhäuser. Das ist auch ganz logisch und verständlich, da Fertighaus-Hersteller wie Weber oder Schwörer jährlich horrende Summen in Vertrieb, Buchhaltung, Marketing und Musterhäuser stecken müssen. Und irgendwo muss das Geld ja herkommen.

    2. Thema Bauzeiten. Richtig ist, dass Fertighaus-Hersteller einen festen Termin nennen. Ich kenne allerdings Leute, bei denen allein die Herstellung des Fertighauses im Werk 12 Monate gedauert hat. Nur der eigentliche Bau geht schnell vonstatten.

    3. Festpreis. Einen Festpreis gibt es – abhängig vom Anbietet – auch bei Massivhäusern. Der ist – wie bei Fertighäusern – vertraglich geregelt und festgelegt.

    Dass Baukosten explodieren, hat nichts mit Fertig- oder Massivhaus zu tun, sondern mit schlechter Planung. Wenn ich ein Haus mit Keller baue und weiß, dass das Bodengutachten ergeben kann, dass ich eine Weiße Wanne für 20.000 Euro brauche, dann muss ich das einplanen. Das machen viele aber nicht. Und dann heißt es: „Die Baukosten explodieren unerwartet!“

    Lange Rede, kurzer Sinn: Es gibt beim Hausbau keine absolute Wahrheit und man findet sowohl bei Fertig- als auch Massivhäusern genug positive/negative Beispiele 🙂

    • 16. November 2017 at 3:41 pm
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      Hallo Frank Feil, danke für den Beitrag. Wir sind immer an Rückmeldungen und auch anderen Sichtweisen interessiert! Nur eine Frage unsererseits dazu: Warum sollten Diskussionen per se zu nichts führen? Das sehen wir anders.

      • 17. November 2017 at 11:46 am
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        Nun, dann können wir die Diskussion ja mit den Antworten auf die 3 Punkte starten 😉

        • 20. November 2017 at 10:29 am
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          Gerne.
          ad 1: Richtig, Fertighäuser sind nicht billig. Aber: Dass sie „grundsätzlich“ teurer sind, kann man so wohl nicht sagen.
          ad 2: Wenn man derzeit zwölf Monate (oder derzeit leider oft noch länger) auf den Bau seines Fertighaus warten muss, liegt das nicht an der Produktionszeit, sonder an der übermäßigen Auslastung der Fertighausanbieter.
          ad 3: Festpreis beim Hausbau mit dem Architekten? Also hierbei sehen meine Erfahrungen – und auch die beispielsweise des Verbandes Privater Bauherren – leider ganz anders aus. Außerdem geht es hier ja auch um eine Fertigstellungsgarantie sowie um einen garantierten Fertigstellungstermin. Da punktet der Fertigbau meiner Erfahrung nach ganz klar.
          Bei Ihrem Schlussgedanken gebe ich Ihnen völlig recht: Es gibt nicht DIE bessere Bauweise. Doch es gibt jeweils diverse spezifische Vorteile – es kommt darauf an, wie jeder für sich deren Wichtigkeit beurteilt. Und für uns gibt es entscheidende Punkte, die für den Fertighausbau sprechen.

          • 20. November 2017 at 11:02 am
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            Auf jeden Fall spannendes Haus, auch die Dachfenster und das Energiekonzept 😉 Wir können uns ja mal austauschen, wenn es bei uns losgeht 😉

          • 20. November 2017 at 12:14 pm
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            Ja, gerne.

  • 17. November 2017 at 11:52 am
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    Nebenbei bemerkt: Das Projekt finde ich klasse, vor allem die Haustechnik und PV, was bei uns auch eine zentrale Rolle spielen wird. Auch die ganzen Beiträge sind super informativ. Mir geht es nur darum, per se Fertighäuser als das einzig Richtige darzustellen 😉

  • 22. Dezember 2017 at 9:29 am
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    Das Thema Baukosten wird oftmals einfach unterschätzt und da bleibt es nicht aus, dass die Kosten am Ende doch um einiges mehr werden. Mit dem Thema muss man sich einfach auch viel ausführlicher auseinander setzen.

    • 22. Dezember 2017 at 10:14 am
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      So ist es. Leider.

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