Gefahren beim Hausbau: NACHGEFRAGT!

Interview mit Achim Hannott, Geschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Fertigbau

Es gibt alarmierende Zahlen von deutschen Baustellen: Auf Basis einer aktuellen Analyse schätzt das Marktforschungsunternehmen Bauinfoconsult die Bauschäden pro Jahr auf fast 15 Milliarden Euro! Das betreffe Großprojekte ebenso wie den Einfamilienhausbau. Speziell hierzu ergab eine Gemeinschaftsstudie des Bauherren-Schutzbundes (BSB) und des Instituts für Bauforschung Hannover, dass Ein- und Zweifamilienhäuser hierzulande durchschnittlich 18 „gravierende“ Mängel aufweisen! Und der BSB sieht weitere „Gefahren“ beim Hausbau…

 

So wie wir unseren Hausbau erlebt haben, können wir uns das überhaupt nicht vorstellen. Hatten wir einfach großes Glück? Oder lag es daran, dass wir ein vorgefertigtes Holzfertighaus gebaut haben, bei dem die Prozesse anders ablaufen als beim konventionellen Hausbau Stein auf Stein? Wir fragten Achim Hannott vom Bundesverband Deutscher Fertigbau (BDF).

 

Herr Hannott, die eingangs geschilderten Mängel am Bau verursachen jede Menge Ärger, kosten Nerven und können den Bauherrn richtig teuer zu stehen kommen. Wie beurteilen Sie die Ergebnisse der Analyse und Studie aus Sicht des Fertigbaus?

 

Hannott: Aus Sicht des Bauherrn sind diese Ergebnisse erschreckend. Der Hausbau ist eine der größten Entscheidungen im Leben der meisten Bauherren und das Eigenheim bleibt die von vielen bevorzugte Wohnform. Wer sich hierfür entscheidet, muss sich voll und ganz auf sein Bauunternehmen verlassen können. Aus diesem Grund haben wir schon im Jahr 1989 die Qualitätsgemeinschaft Deutscher Fertigbau, kurz QDF, gegründet. Alle 49 Fertighaushersteller des BDF sind zur Einhaltung ihrer strengen Qualitätsanforderungen, die teils deutlich über die Anforderungen des Gesetzgebers hinausgehen, verpflichtet. Grundsätzlich wird beim Fertigbau ein Großteil der Arbeiten von der Baustelle in eine witterungsunabhängige Werkshalle verlagert, um das Fehlerrisiko im Bauprozess zu minimieren. Mit industrieller Routine und computergestützter Präzision findet dort die Vorfertigung der qualitätsgeprüften Dach-, Wand- und Deckenelemente statt. Die Montage auf der Baustelle durch geschulte Fachkräfte, die teilweise seit Jahrzehnten bei den Unternehmen beschäftigt sind, gelingt dadurch umso schneller und gleichzeitig weniger fehleranfällig.

 

Neben den Baumängeln zählt der Bauherren-Schutzbund vier weitere „Gefahren“ beim Hausbau auf, die einen wirklich schaudern lassen und vom Bauen abhalten könnten. Darunter die oft „unvollständigen Bauverträge“, die man vor Unterschrift von einem Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht prüfen lassen solle. Ist das wirklich nötig?

 

Hannott: Wer einen Kaufvertrag abschließt, sollte im Blick behalten, welche Leistungen vertraglich zugesichert und in Rechnung gestellt werden. Das gilt natürlich auch beim Hausbau. Wer sich unsicher ist, kann selbstverständlich einen Anwalt zurate ziehen. Wir empfehlen allerdings im Zweifelsfall zunächst das offene Gespräch mit dem Fertighaushersteller zu suchen. Im Austausch mit dem persönlichen Ansprechpartner klären sich in der Regel alle offenen Fragen, die ja dann auch schriftlich festgehalten werden.

 

Als nächste Gefahr wird der „Vertragsabschluss unter Druck“ genannt; wenn Verbraucher durch „vermeintliche Preisschnäppchen und befristete Sonderangebote zum schnellen Vertragsabschluss gedrängt“ würden. Wie schätzen Sie dieses Problem ein?

 

Hannott: Ein Hauskauf ist kein Bagatellkauf. Die Entscheidung hierfür sollte wohlüberlegt sein. Angehende Bauherren, die sich von ihrem Bauunternehmen unter Druck gesetzt fühlen, sollten dies klar äußern und – so es sich um ein Mitgliedsunternehmen von uns handelt – uns informieren. Womöglich passt ein anderer Haushersteller besser zu den individuellen Wünschen und Vorstellungen. Beim Fertighausbau haben Bauinteressierte die Möglichkeit, verschiedene Anbieter in einem der deutschlandweit 19 großen Musterhausparks miteinander zu vergleichen und unterschiedliche Fachberater kennenzulernen. Zugleich dienen die Musterhäuser der Ideenfindung auf dem Weg zum Traumhaus und Veranschaulichung der modernen Holz-Fertigbauweise.

 

Weitere Gefahren sind laut BSB-Studie „knappe Finanzierung“ und „Bauverzögerungen“.  Auch in diesem Zusammenhang stellt sich bei Bauinteressenten verständlicherweise Unsicherheit und Angst vor unkalkulierten Mehrkosten ein. Was sagen Sie dazu?

 

Hannott: Beim Fertighausbau erhält der Bauherr bei Vertragsabschluss eine Festpreisgarantie und einen fixen Fertigstellungstermin. Diese beiden Zusicherungen sind Bestandteile der QDF-Satzung. In diesem Zusammenhang: Rund ein Dutzend weiterer Qualitätsversprechen bieten dem Bauherrn ein Rundum-Sorglos-Paket für sein Bauvorhaben und auch darüber hinaus.

 

Unterm Strich rät der Sprecher des Bauherren-Schutzbundes, Erik Stange, privaten Bauherren, sie sollten „immer eine professionelle Baubegleitung beim Hausbau mit einkalkulieren“. Doch auch diese Dienstleistung kostet zusätzliches Geld. Ist sie aus Ihrer Sicht sinnvoll oder gar notwendig?

 

Hannott: Beim Fertighausbau hat der Bauherr einen festen Ansprechpartner und der begleitet ihn durch den gesamten Prozess. Die QDF-Satzung schreibt zudem jedem BDF-Mitglied eine stichprobenartige jährliche Baustellenüberwachung durch einen externen Prüfer vor. Zur Absicherung der kompletten Montage und des Ausbaus erfolgt die Überwachung abwechselnd entweder zum Zeitpunkt der Rohbaumontage oder der Übergabe eines schlüsselfertigen Hauses. Darüber hinaus steht es dem Bauherrn frei, einen eigenen Sachverständigen für seinen Hausbau zu bestellen. Wir empfehlen Baufamilien, sich von Anfang an für einen Haushersteller zu entscheiden, bei dem sie sich rundum sicher fühlen – ein externer Sachverständiger erübrigt sich dann meist von selbst.

Links:

Zur Pressemitteilung des Bauherren-Schutzbundes

Zur Qualitätsgemeinschaft Deutscher Fertigbau