Eigenleistung am Bau: Sparen mit Spaß

 

Habt ihr Spaß am Wände streichen? Und auch Topfbohrer, Cuttermesser und Spachtelhandling sind euch nicht gänzlich fremd?  Dann nichts wie ran. Mit Eigenleistungen beim Innenausbau eines Hauses kann man viel Geld sparen. Was sich besonders oder weniger gut zum Selbermachen eignet, lest ihr hier.

 

Weil der Hausbau eine teure Angelegenheit ist, werden viele Fertighäuser nicht schlüsselfertig, sondern als Ausbauhaus errichtet. Das heißt, nach der Hausmontage durch die Firma packt die Bauherrschaft beim Innenausbau selbst mit an. Der Wert dieser Eigenleistungen kann erstens bei der Finanzierung als sogenannte Muskelhypothek zum Eigenkapital-Anteil hinzu gerechnet werden, und man spart unterm Strich natürlich auch tatsächlich bares Geld.

 

Wie viel Eigenleistung ist möglich?

Den Umfang der Eigenleistungen könnt ihr weitgehend selbst bestimmen. Manche Haushersteller geben für Ausbauhäuser mögliche Eigenleistungen durch bestimmte Ausbaustufen vor. Der andere Ansatz wäre, mit der Firma individuell abzustimmen, welche der Arbeiten ihr selbst erledigen wollt.

 

„Pakete“ sparen Zeit und Wege

Von manchen Fertighausfirmen beziehungsweise zu diversen Ausbauhäusern gibt es die notwendigen und empfohlenen Ausbaumaterialien für Eigenleister in Form von so genannten Materialpaketen gleich mit dazu. Das bietet den Vorteil, dass ihr nichts Falsches und nicht zu viel oder zu wenig kauft. Außerdem spart ihr eine Menge Zeit und Wege. Denn das viele Überlegen, Ausmessen und Einkaufen – inklusive Beratungszeiten im Fach- oder Baumarkt – ist für Eigenleister ein nicht zu unterschätzender Aufwand.

 

Eigenleistung beim Trockenbau

Generell gilt der Trockenbau unter Dach (das ist im Holzfertighaus der Fall) als besonders eigenleistungsfreundlich. Man kann leicht stundenweise arbeiten, braucht aufs Wetter keine Rücksicht zu nehmen, und die im Massivbau berüchtigten, weil schweren und staubigen Stemmarbeiten entfallen.

 

Für Eigenleister empfohlen

In den Holzständerwänden eines Fertighauses lassen sich Leitungen und Rohre viel einfacher verlegen, und alle Wände und Decken sollte rechte Winkel und planebene Flächen aufweisen. Auch das macht vieles leichter.

 

Hilfen für Eigenleister

Besonders dann, wenn ihr weder einen Handwerksberuf erlernt noch Erfahrung am Bau besitzt, solltet ihr euch beim Haushersteller erkundigen, in welcher Weise er euch beim Innenausbau in Eigenleistung unterstützt. Das können Beratungsbespräche auf der Baustelle beziehungsweise per Telefonhotline sein. Vielleicht gibt es auch eine schriftliche Ausbauanleitung oder spezielle Tutorial-Videos in YouTube. Videos zum Einbau von Innentüren, das Verlegen von Bodenbelägen und andere Dinge findet ihr – unabhängig von eurem jeweiligen Hausanbieter – hier ganz sicher.

 

Risiko Eigenleistung

Was kann und soll ich selber machen? Welche Eigenleistungen lohnen sich besonders, wovon sollte man die Finger lassen? Meine Meinung: Bei Bausätzen für die anspruchsvolleren haustechnischen Gewerke Elektro, Heizung und Sanitär wäre ich vorsichtig. Auch den Einbau von Nassestrich macht man als Baulaie ganz sicher nicht mit Links. Und bedenkt: Wenn man bei solchen Arbeiten auf halber Strecke aufgeben und den Rest doch noch vom Handwerker vor Ort ausführen lassen muss, ist am Ende nichts gespart.

 

Eigenleistung Hand in Hand mit den Monteuren

Und noch eine Sache zum Thema Eigenleistung. Einzelne Gewerke beziehungsweise Arbeiten sind voneinander abhängig. Beispiel: Wer sein Bad selbst fliesen möchte, sollte danach am besten auch die Sanitärobjekte montieren. Dafür nochmals die Monteure der Fertighausfirma anrücken zu lassen, wäre verhältnismäßig teuer. Ein anderes Beispiel sind die Bodenbeläge und der Türeinbau. Wenn ihr den Boden in Eigenleistung legen und die Firmenmonteure die Türen einbauen sollen oder anders herum, müssen sowohl die vorgegebenen „Höhen“ als auch der Zeitplan strikt eingehalten werden. Sonst geht die Sache leicht „in die Hose“.

 

Wieviel kann ich durch Eigenleistung sparen?

Im Ausbauhaus könnt ihr durch Eigenleistungen Baukosten in der Größenordnung von zehn, vielleicht 20 Prozent einsparen. Ausbauhaus-Angebote, die einen Spareffekt um die zehn Prozent vorsehen, werden häufig mit „malerfertig“, „fast fertig“ oder ähnlich umschrieben. Die Gewerke, die der Eigenleister hier auszuführen hat –  in erster Linie Belagsarbeiten an Wänden, Decken und Böden – sind besonders lohnend.

 

Eigenleistungen mit hohem Spareffekt

Denn bei den sogenannten Finisharbeiten sind die Materialkosten niedrig und die Lohnkosten hoch. Bei aller Vorsicht lassen sich folgende Richtwerte des Sparens angeben: bei Teppichböden bis zu 40 Prozent der Gesamtkosten, bei Holzfußböden sowie Fliesenarbeiten 50 Prozent und bei Malerarbeiten 70 Prozent.

 

Wieviel spart Eigenleistung in Euro?

Damit weiß man natürlich noch nicht, wie viel man im Einzelfall konkret spart. Echte Klarheit gibt es nur dann, wenn der Haushersteller definitiv sagt, wie hoch der jeweilige Material- und Lohnkostenanteil bei einem bestimmten Gewerk oder einer fest definierten Ausbaustufe ist.

 

Welche Eigenleistungen sind sinnvoll?

Auch müsst ihr euch fragen, ob bei den einzelnen möglichen Eigenleistungsarbeiten Aufwand und Kostenersparnis in einem vernünftigen Verhältnis stehen. Dazu muss man wissen, dass Fertighaushersteller einzelne Posten mitunter so günstig anbieten, dass derjenige, der das Material in kleiner Menge selbst einkauft, trotz Selbsteinbau unterm Strich kaum etwas spart.

 

Spaßfaktor gegen Null

Außerdem sind die eingespielten Monteure beim Fertighaus-Ausbau oft so schnell, dass ihre Lohnkosten vergleichsweise niedrig sind. Und darüber hinaus lassen sich manche Arbeiten im Werk so rationell ausführen, dass man auf der Baustelle fürs gleiche Ergebnis unverhältnismäßig viel länger braucht. Beispielsweise wird die Dachdämmung samt Einziehen der Dampfbremsfolie oft in Eigenleistung erledigt. Doch ganz ehrlich: Der Sparfaktor ist oft weit geringer als man annehmen möchte, und der Spaßfaktor geht gegen Null.

 

Urlaub im Ausbauhaus

Bei der Entscheidung, welche Arbeiten man selbst in Angriff nimmt, spielt nicht zuletzt auch das eigene Zeitbudget eine entscheidende Rolle. In die Finisharbeiten eines üblichen Ausbauhauses muss man seinen Jahresurlaub investieren, und wohl noch einige „Feierabende“ und Wochenenden mehr.

 

Zu zweit geht alles besser

Und: Zu zweit macht so ein Innenausbau in Eigenleistung deutlich mehr Spaß, und für einzelne Arbeiten braucht man einfach auch mal vier Hände. Wenn gleich mehrere zupacken, umso besser. Denn gerade während des Innenausbaus ist mitunter mehr Zeit als Können gefragt.

 

Eigenleister oder Ausbauweltmeister?

Also, überlegt euch das Ganze gut, sprecht vorher mit der Firma und entscheidet dann, ob ihr bescheidener Eigenleister, Heimwerkerkönig oder Ausbauweltmeister werden wollt. So oder so: Ich wünsche euch viel Erfolg!